9/11: Das letzte Aufgebot

Von Gerhard Wisnewski

Es war einmal ein Flugschüler, der flog noch schlechter, als die Polizei erlaubt. In komplexen Situationen habe er sich nicht konzentrieren können, sagte einer seiner ehemaligen Fluglehrer. Die Flugschule verließ er denn auch sang- und klanglos, nämlich ohne Fluglizenz. Unverdrossen heuerte er in einer Flugschule in Minnesota an. Doch auch da war man nicht wirklich begeistert. Sein dortiger Lehrer gab keinen Cent auf sein Talent. Für ihn war er jemand, „der  wenig vom Fliegen verstand“.  Zusätzlich bettelte der Mann quasi schon damals darum, daß irgendjemand endlich mal die Polizei holte. Sein auffälliges Verhalten deutete daraufhin, daß er bereits zu dieser Zeit als V-Mann in eine geheime Regierungsagenda in Sachen 9/11 eingebunden war. Sein Fluglehrer tat ihm schließlich den Gefallen und rief das FBI an. Der Mann namens Zacaria Moussaoui (unten rechts) hatte partout weder Start noch Landung üben wollen.

Ein Dreamteam rettet den 11.9. 

Und dann gab es noch einen Anderen (links). Auch diesem Mann brannte ganz offensichtlich der Hut. Beziehungsweise der Schuh. Der Mann mit dem Namen Richard Reid hatte die zündende Idee, während eines Linienfluges Ende 2001 am Absatz seines Schuhs herumzukokeln. Er ist der Grund, warum es einem bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen öfters mal die Schuhe auszieht. Bzw. warum Sie sich des öfteren die Schuhe ausziehen müssen, um sie durch den Röntgenapparat laufen zu lassen. In dem Absatz des Mannes soll sich nämlich eine Bombe befunden haben, die sich dummerweise nicht elektrisch, sondern nur dadurch entzünden ließ, daß man mit einem Streichholz auffällig am Schuh herumfummelte. Eine gute Idee. Vielleicht rührte sie daher, daß der Mann bisher weniger als furchterregender Terrorist, sondern als Räucherstäbchenproduzent aufgefallen war.  „Besonders gut geplant hatte er seinen Attentatsversuch nicht“, folgerte denn auch messerscharf die taz (1.2.03).

 


Spiegel Online hat einen lesenswerten Bericht über den Prozeß abgeliefert:

http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,408361,00.html

 


Er vielleicht nicht, aber diejenigen, die ihn bei seiner Mission benutzten. Sie sorgten nämlich für die „üblichen Spuren“. In seinem Handgepäck fand sich das, was sich bei den meisten angeblichen Attentaten der „Al-Qaida“ routinemäßig findet: arabische Musik und „Koranverse“. „Auch dass er versuchte, die Zündschnüre, die aus seinem Schuh ragten, in seinem Sitz vor den Augen der Mitreisenden anzuzünden und deshalb von den anderen Passagieren überwältigt werden konnte, deutet nicht auf einen professionellen Terroristen hin“, befand die taz.

Wie wahr. Eine Micky-Maus-Inszenierung, wie der ganze 11.9..Vor allem erinnert das Getue verdächtig an das auffällige Verhalten Moussaouis.  Ein heißer Tip: warum die Schuhe nächstes Mal nicht einfach auf dem Klo anzünden – kann keiner zugucken, compris?

Kein Witz: die beiden sind das letzte Aufgebot der US-Regierung im Kampf  um die offizielle Version des 11.9.. Moussaoui ist sogar der  einzige und letzte wegen der Anschläge vom 11.9.2001 vor Gericht gestellte Angeklagte, nachdem die Prozesse gegen die angeblichen Mittäter in Deutschland, Mzoudi und Motassadeq, zusammenbrachen bzw. in der Luft hängen. Nach Moussaouis jüngster Aussage aber hat ihn niemand Geringerer als Osama Bin Laden beauftragt, eine ausgewachsene Boeing ins Weiße Haus zu fliegen. Zusammen mit dem Mann mit den qualmenden Schuhsohlen.

Personalpolitik ohne Fortune

Irgendwie scheint Osama in der Wahl seines Personals die nötige Fortune gefehlt zu haben. Denn das Problem ist nicht nur, daß Moussaoui vom Fliegen soviel versteht wie die berühmte Kuh. Sondern auch, daß er, sagen wir, etwas sprunghaft ist.  Seine Aussagen zum Beispiel wechselt er, wie andere Leute ihre Hemden. Dazu muß man aber auch wissen, daß Moussaoui seit seiner Festnahme im Sommer 2001 häufig auf sich selbst gestellt mit der US-Regierung um sein Leben kämpft, die endlich wenigstens ein einziges Urteil in Sachen 9/11 vorweisen will. Der Mann mit den brennenden Schuhen sitzt nämlich auch nicht wegen des 11.9., sondern nur wegen seiner heißen Absätze im Knast, wo er nun über den Unterschied zwischen qualmenden Sohlen und Räucherstäbchen nachgrübelt.

Ähnlich wie die deutschen Prozesse schleppt sich der Moussaoui-Prozeß dagegen seit Jahren als Justizfarce dahin, die ihresgleichen sucht. Im Laufe dieses Prozesses, der schon einmal klinisch tot war, um dann neues Leben eingehaucht zu bekommen,  hat Moussaoui schon so manchen Haken geschlagen. Und zwar soviele, daß seine Anwälte bereits die Hände über dem Kopf zusammenschlugen und ihn als unzurechnungsfähig bezeichneten. Und zwar deshalb, weil sein Verhalten teilweise offensichtlich irrational ist und ihn ins Verderben führt. Die US-Regierung aber verteidigt verbissen seine geistige Gesundheit, denn sonst ist die ganze, schöne, offizielle Story endgültig hin. Und sobald Moussaoui ein brauchbares „Geständnis“ abgelegt hat, will die US-Regierung ihn möglichst schnell tot sehen – damit er nicht wieder seine Meinung ändert.

Es gibt ein historisches Beispiel dafür in den USA: Den angeblichen Oklahoma-Attentäter Timothy McVeigh. Der nahm für die Sprengung des Regierungsgebäudes in Oklahoma 1995 ebenfalls Schuld auf sich und wurde zum Tode verurteilt. Und anders als andere Todeskandidaten wartete er nicht jahrelang auf seine Hinrichtung, sondern wurde in kürzester Zeit vom Leben zum Tode befördert. Auch er machte teilweise, vorsichtig formuliert, einen etwas überspannten Eindruck. In einem Brief hinterließ er das Gedicht „Invictus“ (unbesiegt) des englischen Dichters Henley. McVeigh war der Meinung, es stünde 168 zu 1 für ihn.

Eine Richterin tut beleidigt

Der Moussaoui-Prozeß war bereits praktisch tot, nachdem die USA Moussaoui die Anhörung von Entlastungszeugen verweigert hatten, nämlich der Phantome Binalshibh und Khaled Sheikh Mohammed, angebliche Drahtzieher des 11.9., die nach ihrer Verhaftung jedoch auf Nimmerwiedersehen in staatlicher „Obhut“ verschwanden.  Im Gegenzug durfte die Anklage keine Vorwürfe in Sachen 11.9. mehr gegen Moussaoui vorbringen. Irgendwie schaffte es die Anklage aber trotzdem, den Prozeß wieder in Gang zu bringen. Vor wenigen Wochen nun hätte das Verfahren eigentlich abgebrochen werden müssen, nicht wegen des illegalen Verhaltens von Moussaoui, sondern der Staatsanwaltschaft bzw. einiger Zeugen. Illegale Absprachen brachten das Verfahren an den Rand des Scheiterns. Richterin Brinkema tat aber lediglich etwas beleidigt und ließ das Verfahren dann weiterlaufen. Etwa um dieselbe Zeit erklärte Moussaoui kategorisch, mit den Planungen für den 11.9. nichts zu tun gehabt zu haben.

Aber just jetzt, da die offizielle Version des 11.9.  in Schwierigkeiten gerät, zaubert die Staatsanwaltschaft mit Hilfe von Moussaoui eine neue Aussage aus dem Hut, wonach er doch in den Attentate von New York und Washington verwickelt gewesen sei. Gerade noch rechtzeitig, denn um das offizielle Märchen von Osama und den 19 Räubern ist es verzweifelt schlecht bestellt. Die Frage ist nur: Wie kommt der Mann dazu, sehenden Auges in sein Verderben zu rennen? Diese Frage kann nur stellen, wer glaubt, daß die USA noch ein Rechtsstaat sind. Vielleicht sollte man aber mal an die Bilder von Abu Ghureib denken, um eine Idee zu bekommen, was mit Moussaoui, von dem nicht zuletzt das Schicksal der korrupten Bush-Clique abhängt, alles angestellt worden sein könnte. Möglich auch, daß es Absprachen gibt, wonach der mutmaßliche V-Mann Moussaoui statt in der Hinrichtungszelle heimlich in einer neuen Identität landen soll. In jedem Fall ist Moussaoui nur ein bedauernswertes Werkzeug im Kampf um die Deutungshoheit des 11.9. Aufgrund seiner dauernd wechselnden Aussagen würde ein ordentliches Gericht jedenfalls schon längt keinen Pfifferling mehr auf seine Erklärungen geben.

Wahrscheinlich liegt die Wahrheit ohnehin in der Nähe dessen, was er früher einmal über den 11.9. sagte. Nämlich, die US-Regierung habe „zynisch den 11. September zugelassen, um Afghanistan zerstören zu können.“

http://www.afgha.com/?af=article&sid=29865

http://derstandard.at/standard.asp?id=2368363

http://www.rp-online.de/news/politik/2002-0703/moussaoui.html