Deutscher Fußballbund: Chefsache Analverkehr

Gott sei Dank – nun wissen wir endlich, wo ein gewisser Thomas Hitzlsperger sein bestes Teil hin steckt. Haben wir darüber nicht schon immer gerätselt? Und ob: Unser Autor Gerhard Wisnewski verbrachte so manche schlaflose Nacht mit dieser bangen Frage. Aber zum Glück hat das Rätseln nun ein Ende – Hitzlsperger bringt sein bestes Stück im Allerwertesten von anderen Männern unter! Jedenfalls wahrscheinlich. Na, bitte. Aber nun mal im Ernst: Schwule Fußballer sind Chefsache und stehen ganz oben auf der politisch korrekten Agenda. Die letzte Männergesellschaft soll aufgebrochen und die letzten männlichen Vorbilder für unsere Jugendlichen vernichtet werden. Was jetzt passiert, hatte Wisnewski schon 2011 vorhergesagt – in seinem Jahrbuch verheimlicht – vertuscht – vergessen.

Theo Zwanziger, DFB-Präsident (biss 2012)/Von Manuel Heinrich/Emha

Mein Gott – der Hitzi! Was haben wir uns nicht schon Gedanken um sein Liebesleben gemacht! Wer erinnert sich beispielsweise nicht an 2007, als noch alles im Lot und die Welt noch in Ordnung schien! Just in jenem Jahr wollte der damalige Spieler des VfB Stuttgart angeblich noch heiraten – und zwar eine Frau! Ekelhaft. Das Fachblatt für alle Sexualfragen, die Bild-Zeitung, weiß noch genau, wie das damals war. »Im Jahr 2007 schien das Liebesglück von Thomas Hitzlsperger (damals 25) und seiner Freundin Inga (damals 28) perfekt. Am 7. Juli wollte der Stuttgarter Profi seine Jugendliebe am Starnberger See heiraten. Verwandte und Freunde waren längst eingeladen.«

Ja, und dann? Was ist dann passiert? »In den letzten Wochen haben wir uns beide nicht mehr gut gefühlt bei dem Gedanken, dass wir bald heiraten werden«, wird der damalige Hitzlsperger zitiert. »Nicht nur seine Fans fragen sich nun«, nach Hitzlspergers Coming out, »was tatsächlich an seiner langjährigen Beziehung zu Ex-Freundin Inga dran war, die er sogar heiraten wollte«, schrieb auch die Website Promiflash: »Damals bedauerte Thomas die plötzliche Trennung sehr…« Und nun stehe die deutsche Fußballwelt nach dem Coming-out von Thomas Hitzlsperger Kopf.

Der Fußballer – das letzte »Mannsbild«

»Was haben wir nicht schon alles für schwule Männer gesehen«, schrieb ich noch 2011 in verheimlicht – vertuscht – vergessen: »Sogar schwule Boxer haben wir schon erlebt und schwule Priester sowieso. Alle machen mit beim fröhlichen Outing, nur die Fußballer wollen unbedingt noch richtige Männer sein.« Die Fußball-WM 2010 zum Beispiel sei »eines der weltweit größten Festivals der Männlichkeit« gewesen, zitierte ich damals aus einem Medienbericht. »Der Profifußball ist eines der letzten heterosexuellen Milieus in unserer Gesellschaft«, erkannte auch die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (17. 2. 2008).

Und das geht nun mal gar nicht: »Der heterosexuelle Männerfußball muss unbedingt weg, weil die kernigen Fußballer das letzte männliche Vorbild für unsere männlichen Kinder sind«, hieß es in verheimlicht – vertuscht – vergessen 2011: »Wo, wenn nicht auf dem Fußballplatz, kann man noch die letzten Männer besichtigen: Hier wird gerannt, gejagt, gerangelt, gekämpft und auch mal gefoult. Hier tobt man(n) sich aus und setzt sich durch. Denn Fußball ist ein ritualisiertes Jagd- und Kriegsspiel. Und das Jagd- und Kriegsrudel war immer schon männlich.« Und natürlich kennen auch die politisch korrekten Eliten die prägende Macht der Fußball-Bilder: »Daher muss damit Schluss sein; das letzte ›Mannsbild‹ – der Fußballer – muss stürzen. Ein schwuler Fußballprofi muss her, koste es, was es wolle: ›Der DFB signalisiert, dass er das Coming-out mit allen Mitteln begleitet und, soweit es nötig ist, unterstützen wird‹, zitierte die SZ-Website [den damaligen DFB-Chef] Theo Zwanziger (26.1.2010).«

Chefsache Analverkehr

»Kein Zweifel, der heterosexuelle Fußball steht auf der Abschussliste«, stand weiter in verheimlicht – vertuscht … 2011: »Die Zahl der Fundstellen für die Wortkombination ›schwule Fußballer‹ steigt bei Google News seit 2004 kontinuierlich an. 2010, im Jahr der WM, erreichte das Thema einen vorläufigen Höhepunkt. Es lag in der Luft. Und das war politisch gewollt. Denn ›das Festival der Männlichkeit‹ passt nicht mehr in die Landschaft von Christopher Street Day, Loveparade und ›Gender Mainstreaming‹. Je mehr Menschen sich in der restlichen Gesellschaft als schwul, bi, lesbisch, transsexuell oder ›metrosexuell‹ ›outen‹, desto mehr erscheint der Männerfußball als Provokation, als Festung, die gestürmt werden muss.

Wer wird also der erste sein – und wann?« Niemand geringerer als DFB-Präsident Theo Zwanziger wolle Geburtshilfe leisten, »wenn der erste Profifußballer sich öffentlich zu seiner Homosexualität bekennt. Analverkehr im Fußball ist nämlich Chefsache. ›Jetzt bietet DFB-Präsident Theo Zwanziger schwulen Profis Hilfe an‹, meldete die Website der Süddeutschen Zeitung am 26. Januar 2010. Ja, mehr noch: ›DFB-Chef Zwanziger hofft auf ein Coming-out eines aktiven Profis – und die davon ausgehende Signalwirkung.‹« Ja, der Mann schien regelrecht »schwanzbesessen« zu sein. Deshalb freut er sich nach dem »Coming out« von Hitzlsperger jetzt auch so: »Endlich hat ein Fußballer den Mut, seine Homosexualität öffentlich zu machen«, sagte Zwanziger Zeit Online und fügte hinzu: »… zumindest in engem Zeitabstand zu seiner Karriere.«

Neue Existenz als schwuler Vorzeige-Fußballer?

Denn Zwanzigers Wunschkandidat ist Hitzlsperger noch nicht; schließlich ist er nicht mehr aktiv. Nach seinem Karriereende im September 2013 war Hitzlsperger vielmehr als Fußballprofi arbeits- und bedeutungslos. Nicht alle kämen »mit dem Bedeutungsverlust zurecht, wenn man nicht mehr im Rampenlicht steht und seine Gruppe verlässt«, sagte er selbst noch im März 2013 in einem Interview mit Zeit Online. War Hitzlsperger vielleicht auch deshalb für dieses »medial vorbereitete« (Deutschlandfunk) Coming out zu haben? Denn wie ein politischer Strichjunge macht der Mann ohnehin alles mit, was politisch erwünscht ist: Gegen Diskriminierung engagiert er sich genauso wie gegen Fremdenfeindlichkeit, Rechtsradikalismus, Antisemitismus, Rassismus und rechtsextreme Gewalt. Außerdem kümmert er sich um kranke und HIV-positive Kinder in Südafrika.

2011 erhielt er von Theo Zwanziger den Julius-Hirsch-Ehrenpreis des Deutschen Fußballbundes »für besonderes persönliches Engagement im Fußball«. 2012 legte sich Hitzlsperger einen Schnurrbart zu – und zwar für »ein Fundraising zur Vorbeugung von Prostatakrebs«. Mit anderen Worten war Hitzlsperger schon immer ein politisch korrekter Aktivposten und ließ sich vor viele Karren spannen. Sein Coming out beginnt nicht erst im Januar 2014, sondern dauert schon seit Jahren an – und zwar in Form seiner politisch korrekten Propaganda.

Was fehlte da noch? Logisch: die Schwulen. Der erste Gewinn: Nun ist er wieder wer. Der zweite könnte (!) in Geld bestehen. Zumindest könnte in Zukunft welches fließen, nämlich durch Zeitschrifteninterviews und lukrative Buchverträge. Die politisch korrekten Massenmedien werden die Werke bestimmt in die Bestsellerlisten katapultieren. Einem großen nationalen Vorbild winken auch gut bezahlte Werbeverträge. Dafür spricht, dass sich Hitzlsperger von einer professionellen Kommunikationsagentur beraten lässt. So könnte es sein, dass wir dem schwulen Thomas schon bald in der Joghurt- und Gummibärchenwerbung begegnen, wo er die ihm zugedachte Vorbildrolle erfüllen kann. Wie sagte er doch selbst so schön: »Als Fußballer sind wir Vorbilder, gerade auch für Kinder und Jugendliche.« Mit anderen Worten hat Hitzlsperger mit seinem Bekenntnis möglicherweise ausgesorgt und nach seinem Karriereende als Fußballprofi eine neue Existenz als schwules Vorbild gefunden. Vorerst sind das zwar nur Spekulationen; aber eine entsprechende Anfrage bei Hitzlsperger läuft.

80 000 Pfund für ein »Coming out«

Nicht jeder wird übrigens mit seinem Gewinn aus einem Coming out glücklich: »Einmal schon ging so ein Coming-out schief«, schrieb ich 2011: »Im Jahr 1990 outete sich ›als erster und bislang einziger homosexueller Fußballprofi‹ (SZ) der farbige britische Balltreter Justin Fashanu. Das britische Mainstream-Blatt The Sun versüßte ihm sein öffentliches Bekenntnis mit 80 000 Pfund. Im Oktober 1990 zitierte es Fashanu auf der Titelseite mit den Worten ›Ich bin schwul!‹. Sein herbeigesehntes Coming-out kostete ihn allerdings das Leben: ›Acht Jahre später erhängte er sich in einer Londoner Garage. Er ertrug die Anfeindungen nicht mehr‹, so sueddeutsche.de (26.1.2010). … Daher erklärte Zwanziger es zu seiner ›Pflicht … ein Bewusstsein zu schaffen, damit das Ganze nicht zu einem Spießrutenlauf wird‹.

Denn nur wenn ihm dieser Spießrutenlauf erspart bleibt, wird der schwule Fußballer sich vielleicht aus der Deckung wagen. Der [2012 ausgeschiedene] DFB-Präsident wird also zunächst das Umfeld beackern, dem sein schwuler Profi sich stellen muss. ›Dem Kampf gegen Homophobie in den Stadien‹ müsse ein ›angemessen höherer Stellenwert‹ eingeräumt werden, so Zwanziger. Warum wohl? Um die Fans langsam an die Anwesenheit schwuler Fußballprofis auf dem Rasen zu gewöhnen.«

Darf man eigentlich noch Mann sein?

»…alles vorbeugende Maßnahmen für den Tag X, an dem der erste als schwul geoutete Bundesliga-Profi und/oder Nationalspieler in ein Stadion einlaufen wird«, hieß es dazu 2011 in meinem Jahrbuch: »›Unser Ziel muss es sein, Minderheiten respektvoll und fair zu begegnen. An dieser Thematik müssen wir immer kontinuierlich weiterarbeiten‹, sagte DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger.« – »Allmählich gewinnt man den Eindruck«, hieß es in dem Buch, »dass schwule Fußballprofis, wenn es sie denn geben sollte, weniger unter dem Druck ihrer Kameraden oder ihres Doppellebens stehen als unter dem Druck des DFB-Präsidenten«. Der nicht erklärte Feind des Männerfußballs hat nun ein wichtiges Etappenziel erreicht.

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