Aufstallung: Und fertig ist die Vogelgrippe

Von Gerhard Wisnewski

Durch die „vorsorgliche“, sogenannte „Aufstallung“ von Geflügel sollen die Bestände angeblich vor dem Vogelgrippe-Virus H5N1 geschützt werden – und davor, zu erkranken und zu sterben. Trotzdem leiden und sterben Tiere reihenweise, allerdings nicht an der Vogelgrippe, sondern an der Aufstallung. Mit der dubiosen Begründung Vogelgrippe wird aus freilaufendem Geflügel wieder eingesperrtes Geflügel, also genau das, was man nicht mehr haben wollte. Die Folgen für die Bestände sind verheerend. Das enthüllte jetzt der Zentralverband der europäischen Laufenthalter (ZEL).

Vom 11. bis 22. Januar 2006 veranstaltete  der Verband eine Online-Befragung zum Thema „Aufstallung wegen Vogelgrippe“, an der sich 287 Halter mit insgesamt 8.361 Tieren beteiligten. Ergebnis: „Über 10% des Geflügels der Umfrageteilnehmer wurde im Herbst 2005 Opfer der Vogelgrippe. Der tödliche Feind hieß jedoch nicht H5N1, sondern Trittin oder Schnappauf.“ Pathogen sei  nicht die Vogelgrippe gewesen, „sondern der Entzug von 98% des Auslaufs und der Badegelegenheit.“ Und „für die Hobbyhalter kam auch ohne Virus der finanzielle GAU: die bisher als Folge der Geflügelpest aufgelaufenen Kosten übersteigen den merkantilen Wert des Geflügels bereits erheblich. Politik und Medien haben sich blamiert.“

Ein Kompliment an die Herren Seehofer und Schnappauf, diese Männer verstehen ihr Geschäft. Ihr Maßnahmen mündeten direkt in blanke Tierquälerei.

Statt 69 Quadratmeter Auslauf und – bei Wasservögeln – zusätzlich 5,2 Quadratmeter Wasserfläche vegetieren die Tiere laut der ZEL-Umfrage  im Stall auf 1,3 Quadratmetern vor sich hin, zwei Drittel aller Wasservögel ohne Wasser. 72 Prozent der Halter beobachteten laut der Umfrage „eine Verschlechterung des Allgemeinzustands ihrer Tiere“,  92 Prozent  nahmen Verhaltensänderungen wahr. In nicht weniger als 34 Prozent der aufgestallten Haltungen traten Krankheiten auf, in ebenfalls 34 Prozent der Haltungen gab es sogar Todesfälle. „Insgesamt erkrankten 8,2% der Tiere.“  11,1 Prozent  der Tiere haben die Aufstallung nicht überlebt  – totgepickt von Artgenossen, gestorben an Krankheiten oder geschlachtet aus Platzmangel.

Und liegen die Tiere erst einmal tot herum, braucht man eigentlich nur noch ein rühriges Institut, das H5N1 dignostiziert – und fertig ist die Vogelgrippe.

Gelitten haben aber nicht nur die Tiere, sondern auch die Halter – angefangen bei höherer finanzieller und Arbeitsbelastung bis hin zu psychischen Belastungen (76 Prozent) und körperlichen Auswirkungen (13 Prozent). Denn bekanntlich ist Blut nicht nur dicker als Wasser, sondern ein Tier auch mehr als eine Sache. Viele Halter litten mit ihren Tieren mit.

„Sinnvoll“ und „effektiv“ fanden die plötzliche Stallpflicht ganze Null Prozent der Halter, ganze sieben Prozent fanden das ganze Theater „einigermaßen sinnvoll und effektiv“. „Eher sinnlos und ineffektiv“ fanden die Stallpflicht 29 Prozent, „sinnlos und ineffektiv“ fanden sie 55 Prozent.

Kein Wunder, daß sich viele Halter den Vogelgrippe-Irrsinn nicht mehr bieten lassen wollen.

Beim nächsten Blödsinn von Oben droht statt Aufstallung Aufstand: Auf die abschließende Frage, ob sich die Teilnehmer zivilen Ungehorsam gegen eine erneute Aufstallung vorstellen könnten, antworteten 37 Prozent mit ‚ja‘ und weitere 22 Prozent  mit ‚eher ja‘.

Alle Ergebnisse hier:

http://www.zel-eu.de/?Vogelgrippe_Umfrage

Petition gegen willkürliches Töten

http://www.gegenpropaganda.org/html/petition_show.php?nr=3

Grafiken: ZEL

akualisiert 8.4.06