NASA: Eine Fliege im Mondgestein

Vor wenigen Tagen wurde ein angeblicher Mondstein im Amsterdamer Rijksmuseum als Fälschung entlarvt. Der Stein stammte in Wirklichkeit von der Erde. Doch das ist nicht etwa ein Einzelfall. Die Raumfahrtbehörde NASA hatte schon immer mit allzu irdischen Merkmalen des angeblichen »Mondgesteins« zu kämpfen. Schon vor Jahren fanden sich in den Mondproben der »Apollo«-Missionen allerlei irdische Hinterlassenschaften – bis hin zu Insektenresten …

Der bei der Raumfahrtbehörde NASA verbliebene Teil der insgesamt 382 Kilo Mondgestein wird überaus sorgfältig gelagert. Genau wie kein Mensch an die Originale der Mondbilder herankommt, so hat auch kein Normalsterblicher Zutritt zu den kostbaren Gesteinsproben des Erdtrabanten. »Heute ist die die ›Apollo Sammlung‹ ein eingebunkerter Schatz, fast so wie die Hinterlassenschaften von Tut-anch Amun«, behauptete der Internet-Raumfahrtdienst space.com am 26. März 2001. »In der sicheren Obhut des Johnson Space Centers sind die Mondproben vor Naturgefahren wie Tornados und Hurrikans geschützt. Versiegelt in Stickstoff-gefüllten Behältern, werden die Mondproben auch vor irdischer Kontamination geschützt, um die historischen Geschichten zu bewahren, die sie über die Ursprünge des Sonnensystems zu erzählen haben.«

Einstweilen können die Geschichten, die die Mondproben wirklich zu erzählen haben, allerdings niemandem so richtig gefallen. Andrew Steel, ein Astrobiologe von der Universität Portsmouth in Großbritannien, ist einer der wenigen Wissenschaftler, die den kostbaren Proben Anfang des Jahrhunderts einmal mit schärferen optischen Instrumenten zu Leibe rücken durften. Und erst dann schien das Mondgestein seine wirklichen Geheimnisse zu offenbaren. Was Steel da sah, könnte unser Verständnis von der Erde und ihrem Trabanten, insbesondere aber vom Mondgestein, erneut revolutionieren. Denn der Wissenschaftler war in höchstem Maße überrascht, als er in den Mondproben etwas entdeckte, was dort beim besten Willen nicht hineingehörte: die Faser einer Bürste. Bei näherem Hinsehen förderte Steel ein ganzes Sammelsurium von Dingen zutage, die nicht vom Mond stammen konnten. Neben Plastik-, Nylon- und Teflonteilen sogar irdisches Kleingetier, das sich in den Proben vom Mond offenbar ganz wohl gefühlt hatte. Wie war das alles da hineingekommen? Wie können die Proben in all den ultra-sauberen Räumen, trotz sorgfältigstem Umgang, derartig mit irdischem Material verschmutzt worden sein? Und wenn die Lagerung wirklich so strikt war, wie behauptet, kann das dann nicht nur heißen, dass die allzu irdischen Spuren bereits enthalten waren, bevor die Mondproben eingelagert wurden? Zum Beispiel, als sie gesammelt wurden?

Woher die »Verschmutzungen« sonst gekommen sein sollen, war jedenfalls nicht klar. »Der tatsächliche Mechanismus der Verschmutzung, sei es durch die Mondastronauten selbst oder beim Umgang mit dem Material im Johnson Space Center, muss erst noch geklärt werden«, sagte Steel laut dem Raumfahrtdienst space.com. »Wir müssen wirklich genau herausfinden, wo sie eigentlich herkommen«, meinte Steel. Wer? Die Mondproben? Nein: »Die Verschmutzungen.«

Natürlich. Vielleicht könnte man ja auch noch herausfinden, wie es einem irdischen Bakterium möglich war, in der vom Mond mitgebrachten Kamera von Surveyor 3 zu überleben. Diese von den Amerikanern 1967 auf dem Erdtrabanten angeblich gelandete Sonde wurde 1969 von den Apollo-12-Astronauten (ebenfalls angeblich) besucht, wobei sie einige Teile der Sonde mit zur Erde zurückgebracht haben sollen – darunter die Kamera. Die Wissenschaftler um Steel fragten sich nicht nur, wie das Bakterium in der Kamera die Rückreise überstehen konnte – sondern auch den Hinflug, einschließlich zweieinhalbjährigem Aufenthalt auf der lebensfeindlichen Mondoberfläche. Denn schließlich muss es ja irgendwie dahin gekommen sein. »Dirty little secrets«, schmutzige, kleine Geheimnisse, sieht der renommierte Internetfachdienst space.com in den verschmutzten Mondproben der NASA. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Die Raumfahrtgemeinde selbst machen diese spektakulären Funde natürlich nicht nachdenklich. Schließlich sieht es ja so aus, als könnten die schmutzigen Geheimnisse doch wesentlich größer sein, als ihr lieb sein kann.