Einbrüche, Übergriffe, Amokläufe: Die Bürger haben die Nase voll. Eine neue deutsche Waffenlobby formiert sich. Ihr Ziel: Die Lockerung der Waffengesetze. Neben dem mündigen Bürger setzt sie zunehmend auch auf den wehrfähigen Bürger…

»Brüssel und Paris sind erst der Beginn«, sagt der deutsche Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen. Deutschland müsse sich auf das Schlimmste gefasst machen. »Wir müssen multiple Anschlagsszenarien einkalkulieren, durch mehrere Zellen gegen verschiedene Ziele und möglicherweise über mehrere Tage«, sagte Maaßen laut n-tv (online, 03.05.2016).
Na, sehr schön. Gerade erst wurde Deutschland durch die Messerattacke eines angeblich Verrückten mit zweifelhafter Identität schockiert: Am 10. Mai 2016 stach ein einzelner Mann an dem bayerischen S-Bahnhof Grafing bei München mehrere Passagiere und Passanten nieder. Einer davon starb.
Während die Medien den Täter als den »Deutschen« oder auch »Hessen« Paul H. vorstellten, zweifelten andere an seiner Identität. Und zwar nicht nur wegen seines auffallend dichten, schwarzen Bartwuchses. Einem Bericht des Delgardo-Blogs zufolge stammt der Name »Paul H.« gar nicht von den Behörden. Einen Migrationshintergrund des Täters könnten sie in Wirklichkeit nicht ausschließen.
Wehrlosigkeit ist kein Rezept
Wie auch immer: Die Amerikaner beispielsweise haben auf die ständigen Amokläufe und Anschläge in ihrem Land längst eine eindeutige Antwort gegeben: Je mehr Attentate passieren, desto mehr gehen sie Waffen kaufen. Tatsächlich fanden viele der schrecklichen Massaker in den USA ausgerechnet in waffenfreien Zonen statt, wo Waffen ohnehin verboten sind – wie etwa an der Virginia Tech University (2007).
Tatsächlich könnten auch deshalb ausgerechnet so viele Schulen und Universitäten zum Ziel von Amokläufern werden, weil Waffen dort verboten sind und Attentäter weitgehend ungestört operieren können. Wehrlosigkeit scheint also kein Rezept zu sein – weder gegen irre, noch gegen politische Amokläufer. Aber auch in Deutschland scheinen die Zeiten, da brave Bürger treudoof ihre (legalen) Waffen bei den Behörden ablieferten (wie etwa nach dem Amoklauf von Winnenden 2009), vorbei
zu sein. Inzwischen macht die deutsche Waffenlobby gegen immer neue Verschärfungen der Waffengesetze und gegen die Entwaffnung der Bürger mobil. In einem Artikel listete die deutsche Wochenzeitung Die Zeit einige entsprechende Statements auf (online, 05.03.2016):
Der Staat als Terroristenschleuser
Tatsache ist, dass der Staat angesichts der anstehenden Sicherheitsprobleme versagt, versagt und nochmals versagt. Ja, er selbst schleuste im Rahmen der sogenannten »Flüchtlingskrise« Tausende von potenziellen Terroristen unkontrolliert nach Deutschland und Europa ein. Seither häufen sich feindliche Übergriffe der »Flüchtlinge« untereinander, aber auch auf die einheimische Bevölkerung, die in der Grabsch- und Klau-Orgie von Silvester 2015/16 ihren vorläufigen Höhepunkt fanden.
Spätestens seit der »Flüchtlingskrise« hat im Bewusstsein des Durchschnittsbürgers ein Paradigmenwechsel stattgefunden. Waffen gelten nicht mehr per se als »böse« und politisch unkorrekt. Im Gegenteil: Im Zuge der »Flüchtlingskrise« und besonders nach den Silvesterübergriffen reagierten die Deutschen genau wie die Amerikaner und kauften Waffen, was das Zeug hält – beziehungsweise frei verkäufliche »Abwehrwaffen« wie Gaspistolen, Pfeffersprays und Elektroschocker. Denn scharfe Waffen sind ohne Waffenbesitzkarte, Waffenschein oder Jagdschein hierzulande nicht erlaubt. Aber zweifellos hätten sich auch die Deutschen mit echten Schießeisen eingedeckt, wenn deren Verkauf und Besitz in Deutschland nicht massiv eingeschränkt wären.
Die neue deutsche Waffenlobby
Waffenbesitzer und -befürworter sind daher entschlossen, aus ihrer Hobby- und Sektierer-Ecke herauszukommen. Vor allem aber möchten sie aus der politischen Defensive heraus, die durch die
zahlreichen Amokläufe in Europa verursacht wurde, um ihre Interessenvertretung auf eine breitere Basis zu stellen.
So wurde nach dem Vorbild der National Rifle Association (NRA) in den USA nun eine German Rifle Association (GRA) gegründet, ein Zusammenschluss von Sportschützen und Waffenexperten: »Die German Rifle Association ist offen für alle Menschen, die mit dem Waffengesetz und der Waffenverwaltungsvorschrift zu tun haben«, heißt es in ihrem Manifest: »Wir kämpfen gemeinsam um unser Ziel einer an Fakten und nicht an Ideologien orientierten Waffengesetzgebung …
Dabei respektieren alle Mitglieder die freiheitliche demokratische Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland. Wir nehmen unsere Bürgerrechte ernst und wahr. … Schlechter Journalismus und uninformierte Politiker haben in den letzten Jahren dazu geführt, dass der legale Waffenbesitz als Bedrohung wahrgenommen wird, obwohl die Fakten das genaue Gegenteil zeigen. Durch Schaffung von Gegenöffentlichkeit muss es uns gelingen, die Fakten zum legalen Besitz von Waffen wieder in den Mittelpunkt der Diskussion um die Waffengesetzgebung zu stellen.«
Volljährig, zuverlässig, sachkundig – und bewaffnet
Die German Rifle Association (GRA) gehe davon aus, »dass jeder volljährige, zuverlässige und sachkundige Bürger ein Recht hat, Waffen zu besitzen und zu tragen«, heißt es in ihren Forderungen: »Das gegenwärtige Waffengesetz erachten wir als äußerst kompliziert und nicht wirklich zielführend, was die Wahrung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung anbelangt.« Während das heutige Waffengesetz die gesetzestreuen Bürger kontrolliere, blieben Kriminelle naturgemäß unkontrolliert. Sprich: Das deutsche Waffengesetz hat die Verhältnisse auf den Kopf gestellt und dazu geführt, dass hauptsächlich Kriminelle Waffen tragen, »brave Bürger« aber nicht. Ein unhaltbarer Zustand, der immer mehr Bürger Einbrechern wehrlos ausliefert.
Deshalb verlangt die GRA die »Einführung einer Bedürfniskategorie für den Schusswaffenerwerb zum Selbstschutz in den eigenen Wohn- und Geschäftsräumen«. Diese Forderung sei »eine Reaktion auf die veränderte Sicherheitslage in Deutschland, insbesondere die Steigerung der Einbrüche in private Wohnungen und Häuser um 50 Prozent seit 2008. Einige Einbrüche finden statt, während die Bewohner anwesend sind. Da die Einbrecher aggressiv sind und typischerweise in Gruppen angreifen, sind Schusswaffen die einzig wirklich wirksame defensive Abwehrmaßnahme.«
Das soll aber nur der Anfang sein. Alles in allem will die neue deutsche Waffenlobby das bestehende Waffengesetz schleifen. So verlangt sie auch die »Aufnahme des Rechtes auf Waffenbesitz in das Grundgesetz« wie in den USA sowie die »Abschaffung des Waffengesetzes (WaffG) insgesamt, da der Waffenmissbrauch und damit zusammenhängende Straftaten im Strafgesetzbuch (StGB) ausreichend geregelt sind«. Politische Unterstützung hat die neue deutsche Waffenlobby schon: Auch die Partei Alternative für Deutschland (AfD) fordert bereits eine »Lockerung der Waffengesetze« (n-tv, online, 19.04.2016). Fazit: Angesichts der aktuellen Verhältnisse setzen immer mehr Menschen nicht nur auf den mündigen, sondern auch auf den wehrfähigen Bürger …
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Gerhard Wisnewski
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