Kennen Sie eigentlich Kader Loth? Nein? Schade. Ich dachte nur. Ich nämlich auch nicht. Ich las von ihr erst, als sie ab November 2020 plötzlich in kurzen Abständen aus der Bild-Zeitung grüßte. Ab 25. November 2020 veröffentlichte die Online-Bild fast täglich ein Gesundheits-Bulletin über Kader Loth, als handele es sich um einen siechen Staatschef, einen hinfälligen UNO-Generalsekretär oder vielleicht um einen vom hingebungsvollen Dienst am Mitbruder aufgezehrten Papst. Kein Zweifel: Irgendetwas war an ihr, warum ihr Deutschlands größte Boulevardzeitung dauernd den Puls fühlte. Und nun wurde auch ich nervös: Jeden Morgen erhob ich mich schweißgebadet von meinem durchgeschwitzten Lager und drehte mit feuchten Fingern bang am Knopf meines Volksempfängers, um zu erfahren, ob die Gesalbte noch lebte oder nicht: Kader Loth. Aber siehe: Von den Staatsmedien wurde sie totgeschwiegen! War sie vielleicht persona non grata? Aufgrund geheimnisvoller Aktivitäten in Ungnade gefallen? Sollte die Welt nichts vom Siechtum dieser herausragenden Persönlichkeit erfahren? Ein Skandal, wenn Sie mich fragen. Angestrengt durchforstete ich ihr Gesicht nach irgendeinem Zeichen ihres Auserwähltseins, aber finden tat ich nichts. Außer vielleicht: Surgery. Very Bad Surgery. Aber ja! Wundmale! Das musste es sein! Kader Loth trug die Zeichen ihrer Auserwähltheit im Gesicht! Irgendein Scherge des Bösen hatte sie mit dem Skalpell gefoltert. Jedenfalls sieht es so aus. Wie konnte ich nur so blind sein!
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Kader Loth in der Bild-Zeitung (online)
Loth: Haustier des Jahres
Sonst noch was? Ach ja: Außer Bild hatte auch die herausragende Enzyklopädie Wikipedia Loths Bedeutung erkannt und ihr einen ausführlichen Artikel gewidmet. Recht so! Auf der Suche nach Loths wahren inneren Werten saugte ich den Beitrag in mir auf wie ein Schwamm:
Im Dunkel des Vergessens
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Na bitte: Mittellosigkeit ist schließlich die Auszeichnung aller Heiligen und Asketen! Aber außer Bild schien noch immer niemand Loths wahre Dimension erkannt zu haben! Zum Fremdschämen. Das heißt: Warten sie mal: Bis 25. November 2020 war Loth auch dort nur äußerst sporadisch Thema:
Rasanter Wiederaufstieg
Fünf Erwähnungen in zwei Jahren (laut Suchfunktion)! Denn erst ab 25. November 2020 ging es plötzlich Schlag auf Schlag:
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Loths Corona-Karriere in Bild
Corona und Karriere
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Spaß beiseite: Würde heute irgendjemand den Namen Loth ohne Corona kennen? Corona katapultierte die Trash-Tussi erst so richtig in die Schlagzeilen. Der Fall Loth zeigt beispielhaft die Auswirkungen einer angeblichen Corona-Infektion auf die Karriere – und wie jemand aus dem Dunkel der Vergessenheit direkt ans Licht der Öffentlichkeit (zurück-) befördert wird. Dabei ist der Fall nur einer von vielen: Ob Politiker, Trash-Stars oder -Sternchen: Zahlreiche Politiker, Influencer, Meinungsführer und C-Promis wurden im letzten Jahr zum Thema, weil sie angeblich an einer Corona-Infektion litten.
Testimonials für Corona
Ob aufgrund falscher Testergebnisse, aus Geltungssucht oder politischen Gründen, bleibt offen: Bei Corona scheinen Promis gemessen an ihrem Anteil an der Bevölkerung jedenfalls überrepräsentiert. Laut Münchner Abendzeitung vom 21. Dezember 2020 hatten Oliver Pochers Ehefrau, Fernsehmoderator Johannes B. Kerner, «Bachelor in Paradise»-Teilnehmer Rafi Rachek, Cascada-Sängerin Natalie Horler oder auch zwei Teilnehmer von «The Masked Singer» Corona. Aber auch auf internationaler Ebene gehört das Virus zum guten Ton: Bei Tom Hanks und Ehefrau Rita Wilson genauso wie bei Sängerin Pink, Schauspieler Idris Elba, Mel Gibson, Hugh Grant, Neil Patrick Harris sowie Ehemann David Burtka und vielen anderen mehr – natürlich auch bei Politikern wie US-Präsident Donald Trump, dem britischen Premierminister Boris Johnson, Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro – in Deutschland bei Grünen-Politiker Cem Özdemir und dem CDU-Mann Friedrich Merz und natürlich Gesundheitsminister Jens Spahn (Quelle). Denn um Zweifel auszuräumen, isst der Koch sein Essen auch gern mal selber.
Unter dem Strich waren das alles «Testimonials» für den Corona-Mythos, wie es in der Werbebranche heißt – nach dem Motto: Seht her, Corona gibt es wirklich, denn ich habe es auch…

Gerhard Wisnewski
c/o Kopp Verlag, Bertha-Benz-Str.
72108 Rottenburg a.N.