Türkei macht den Anfang: Staatsterroristen 40 Jahre in den Knast

Von Gerhard Wisnewski

Unter dem Titel „Falsche Attentäter und echte Granaten“ hatte ich schon im März 2006 darüber berichtet: Im November 2005 verübten zwei als Terroristen getarnte türkische Geheimdienstoffiziere einen Terroranschlag auf einen Buchladen in der türkischen Stadt Semdinli. Als sie zu entkommen versuchten, umringte eine Menschenmenge ihr Auto und zerrte sie heraus, woraufhin sie bei der Polizei landeten. Und während die Staatsterroristen von Washington und New York, Madrid und London noch frei herumlaufen, genauso wie die Dunkelmänner der deutschen „RAF“, wandern die beiden türkischen Geheimdienstler für die nächsten 40 Jahre in den Knast.

Das entschied ein türkisches Gericht am 19. Juni 2006. „Ein sensationelles Urteil“, befand derStandard.at. Wie wahr: Selten genug werden solche Schwerkriminellen im Staatsdienst vor Gericht gestellt. Und noch seltener wandern sie dahin, wo sie hin gehören: hinter Gitter. Der Schuldspruch erging nicht nur wegen Mordes, sondern auch „wegen gezielter Anzettelung von Unruhen“. Das ist besonders interessant, denn mit Hilfe von gefälschten Täterschaften werden seit dem 11.9.2001 auch die Unruhen zwischen Christen und Islam angezettelt. Es ist immer wieder dasselbe Muster.

Noch sensationeller war bei dem türkischen Verfahren, da? der Staatsanwalt nicht nur gegen das bombende Geheimdienst-Fußvolk vorging, sondern einen General als Drahtzieher des Attentates beschuldigte und ihm kriminelle Bandenbildung vorwarf. „Die Anklage sorgte für erheblichen Wirbel in Regierung und Armeeführung“, schreibt derStandard.at. „Die Armeeführung schäumte“, denn der gute General war schließlich nicht irgendwer, sondern der designierte Nachfolger des jetzigen Generalstabschefs.

Jaja, der Generalstab. Irgendwie stinkt der Fisch immer vom Kopf her. Auch die berühmte Operation Northwoods, die eine komplett gefälschten Terrorkampagne gegen das eigene Volk zum Inhalt hatte, wurde vom amerikanischen Generalstab ausgeheckt. Der türkische Staatsanwalt wurde übrigens suspendiert. So genau wollte man’s denn doch wieder nicht wissen.

Immerhin: Ein Anfang ist gemacht: Staatsterroristen in den Knast!

http://derstandard.at/?url=/?id=2486455