Motassadeq kommt frei

Von Gerhard Wisnewski

„Es ist ganz klar, daß hier allmählich zurückgerudert wird: Vorwürfe halbiert, Haftstrafe halbiert“, sagte ich am 20. August 2005 über das zweite Hamburger Urteil für den angeblichen 9/11-Helfer Mounir al-Motassadeq in einem Interview mit der Jungen Welt. In einem ersten Prozeß war Motassadeq noch zu 15 Jahren Haft verurteilt worden, in dem zweiten nur noch zu sieben Jahren wegen angeblicher Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung: „Für mich ist das keine Verurteilung“, sagte ich über das neuerliche Urteil, „sondern ein halber Freispruch, der ganze wird bald folgen…“

Und siehe da: Während alle Welt den künstlichen Kampf der Kulturen probt, droht ein wichtiges Phantom im Zusammenhang mit dem 11.9.2001 endgültig in sich zusammenzubrechen: Die Fiktion, eine Gruppe von arabischen Terroristen habe aus Hamburg heraus operiert und das World Trade Center angegriffen. Mit heutigem Datum  wurde der Haftbefehl gegen das angebliche Gruppenmitglied Motassadeq gemäß einem Beschluß des Bundesverfassungsgerichts nämlich schon mal außer Vollzug gesetzt, Motassadeq soll noch am heutigen Abend freikommen.

Damit  läuft zwar noch ein Revisionsverfahren gegen Motassadeq. Das Bundesverfassungsgericht hätte ihn aber wohl kaum auf freien Fuß gesetzt, wenn es von einer Verurteilung wegen schwerer Straftaten ausgehen würde…

http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,399587,00.html