Gespräch zum 5. Jahrestag des 11.9. mit SWR 1

Funk&Fernsehen Von Gerhard Wisnewski

„Verschwörungstheoretiker“ sind ja ganz gefährliche Individuen, in etwa so, wie ein freilaufendes Raubtier. Deswegen kann man auch nicht einfach mit ihnen reden, sondern muß sie publizistisch in einen stabilen Kafig packen. Oder anders gesagt: Wenn man das Gift der „Verschwörungstheorien“ schon mal verbreitet, muß man es mit soviel Gegengift mischen, daß auch wirklich nichts passieren kann. Wie das geht, hat der Radiosender SWR 1 am 5. Jahrestag der Attentate des 11.9.2001 vorgeführt, also am 11.9.2006.
Bevor sich die wackere Moderatorin an mich herantraut, spricht sie erst mal mit dem USA-Korrespondenten Rainer Südfeld über diese merkwürdigen Thesen, die da in den USA kursieren – natürlich nicht ohne deutliches akustisches Stirnkräuseln bzw. verzweifeltes Seufzen.

Anschließend werde ich aufs Publikum losgelassen. Dabei kommt die Dame ordentlich ins Schwimmen und versucht es auch wieder mit der altstalinistischen Psychiatrisierungsmasche, daß diese „Verschwörungstheoretiker“ wohl irgendwelche psychologischen Probleme haben müßten, um ihre Theorien zu entwickeln. Dabei zitiert sie einen „Sozialpsychologen Heiner Kolb von der Uni München“, den ich hinterher im Internet nicht finden konnte. Kann jemand helfen?

Jedenfalls seien die Verschwörungstheoretiker ja ganz leicht zu widerlegen – was der Dame soeben allerdings nicht gelungen ist. Dafür hat sie aber jetzt Ansbert Kneip am Telefon, Vertreter eines Verschwörungsmagazins mit den wildesten Verschwörungstheorien, der Allgemeinheit besser als „Der Spiegel“ bekannt. Nun, das paßt ja auch wieder, denn wie jeder weiß, zeigt ein Spiegel ja nicht die Realität, wie sie wirklich ist, sondern stellt alles genau verkehrt rum dar.  Und dieser Herr Kneip habe ja nun ein Special mitverfaßt, in dem eben die bösen Verschwörungstheorien „ganz leicht“ widerlegt würden.

Und so beginnt Herr Kneip mit seinem Job und entschuldigt die US-Regierung so gut er nur kann – und das ist nicht besonders gut. So habe die arme Regierung in diesem Bereich nur vier Abfangjäger gehabt, „und das ist nicht sehr viel“. Allerdings immer noch genug, um wenigstens diese vier rechtzeitig ins Rennen zu schicken – was aber nicht geschah. Und dann wird es ganz verrückt. Nämlich: „Eine Entführung ist zunächst einmal kein Grund, daß die Flugabwehr alarmiert wird….Es gab überhaupt keinen Grund aufzusteigen.“ Und ob – und zwar den wichtigsten Grund: Ein entführter Airliner, der vom Kurs abweicht, war bis dahin der absolute worst case – jedenfalls bis Osama und die 19 Räuber kamen. Aber es ging ja alles so schnell, es kamen ja soviele entführte Flugzeuge – „ein Flugzeug nach dem anderen“, leistet die Moderatorin Geburtshilfe bei Herrn Kneips Niederkunft mit seiner Ausgeburt an Verfälschungen und Verdrehungen. Doch hören Sie selbst (rechts).