Felix von Quistorp: Das fast perfekte Verbrechen?

Eingang zum Brunnenkeller

Von Gerhard Wisnewski

Manche Dinge sollen  ganz schnell unter die Erde kommen. Fast noch schneller als den Toten wollen Polizei und Medien zum Beipiel den Fall des unter mysteriösen Umständen verstorbenen Felix von Quistorp beerdigen, zumindest aber  unter den Teppich kehren. Polizei und Presse übertrumpfen sich gegenseitig in Abgeschlossenheitserklärungen. Die Frage ist nur: Warum die Eile? Ist der Fall denn wirklich schon abgeschlossen? Oder steckt etwas ganz anderes dahinter?

 

 

Das obere Ende des Brunnenschachtes

 

Zur Erinnerung: am Abend des 28. Dezember 2006 wurde der 14jährige Oberschüler von seinem Großvater, Erasmus von Fürstenberg, als vermißt gemeldet. Zusammen mit seiner Mutter hatte Felix die Weihnachtsfeiertage im Schloß des Großvaters in Hohenthann bei Landshut verbracht. Gegen 14.00 Uhr war er das letzte Mal gesehen worden, etwa um 19.25 Uhr alarmierte von Fürstenberg die Polizei. Eine tagelange Suchaktion blieb ohne Ergebnis, bis man die Leiche des Jungen schließlich am 3. Januar um etwa 9.40 Uhr in einem  Schloßbrunnen fand.

Für die Öffentlichkeit sah es zunächst wohl so aus, als sei der 14jährige aus Unachtsamkeit in die Tiefe des Brunnens gestürzt. Doch wie die Bauweise des Schachtes und die Obduktion ergaben,  liegen die Dinge komplizierter: Die Öffnung des Schachtes befindet sich in einem etwa zehn mal zehn  Meter großen Raum, der über einige Treppenstufen zu erreichen ist. Der runde Schacht mißt etwa zwei Meter im Durchmesser und führt etwa 15 Meter in die Tiefe, also etwa fünf Stockwerke. In die Schachtwand sind Metallsprossen eingelassen. Im letzten Drittel befindet sich eine hölzerne Plattform mit einem nur schmalen Durchlaß. Unterhalb der Plattform geht es nur noch geringfügig in die Tiefe. Erst dann stößt man auf eine etwa 1,50 Meter tiefe Pfütze aus Schlamm, Unrat und Wasser. Darin soll Felix gelegen haben.

Die Unfalltheorie mußte durch das Ergebnis der Obduktion doch erheblich abgewandelt werden, denn der Tote hatte nur zwei Sorten von Verletzungen:

So stellt sich die Bild-Zeitung Felix‘ Absturz vor. Der Junge klettert an den Metallsprossen (rechts) bis zu einer Zwischenplattform aus Holz in die Tiefe. Dort zwängt er sich durch eine schmale Öffnung (die sich wohl eher bei den Metallsprossen befand) und stürzt in das Wasser am Brunnenboden.

 

1. Mehrere oberflächliche Schürfwunden.
2. Eine Platzwunde am Hinterkopf.

Zu wenig für einen tiefen Sturz in den mit Metallsprossen versehenen Brunnen mit anschließendem Aufprall auf die in der Tiefe eingezogene Holzplattform: „Wenn er von ganz oben gefallen wäre, hätte er Brüche am ganzen Körper gehabt“, so ein Polizeisprecher laut Bild-Zeitung. Leuchtet ein. Außerdem hätte sich Felix nach diesem Aufprall wohl kaum noch durch die schmale Öffnung in der Holzplattform gezwängt, um anschließend weitere zwei Meter zu fallen und sich mit seiner Körpergröße von einem Meter achtzig im nur einen Meter fünfzig tiefen Schlamm des Brunnens regelrecht zu verbuddeln. Und zwar so sorgfältig, daß ihn erst ein Taucher finden konnte.

Mit dem Obduktionsergebnis bekam die Geschichte eine entscheidende Wendung. Die einfachste Version – Felix streunt in dem Brunnenkeller herum und stürzt aus Unachtsamkeit in den Schacht – war damit vom Tisch. Auch Selbstmord war damit weitgehend ausgeschlossen. Denn dann hätte sich der Junge wohl gleich von ganz oben in den Brunnen gestürzt. Übrig blieb als einzig möglicher Schluß: Felix mußte selbst in den Brunnen geklettert sein. Damit wurde der Fall richtig schwierig. Denn ein Motiv für dieses Verhalten war weit und breit nicht in Sicht.

Dazu muß man sich einen solchen Abstieg einmal vorstellen. Die Kletterpartie gleicht dem Versuch, eine fünf Stockwerke hohe Hauswand an Metallsprossen herunterzuklettern, und zwar ohne den bei Feuerleitern üblichen Absturzschutz. Gegen das, was Felix angeblich aus freien Stücken unternommen hat, wäre jedoch auch dies der reinste Spaziergang gewesen. Dazu kamen im Fall des Brunnens nämlich  Kälte, Feuchtigkeit, absolute Dunkelheit, Klaustrophobie und – sollte die offizielle Version stimmen – völlige Einsamkeit. Sollte irgendetwas schiefgehen, wäre demnach also auch keine Hilfe in Sicht gewesen. Und schließlich wäre da ja auch noch das grundsätzliche Problem für ein 14jähriges Kind, mutterseelenallein in einen solchen angsteinflößenden, dunklen Schacht hinabzusteigen.

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Die waghalsige Kletterpartie paßt also weder zu einem Kind im allgemeinen  noch zu Felix im besonderen: „Der Junge gilt als besonnen“, meldete die Berliner BZ. „Der vermisste Felix ist Polizeiangaben zufolge ruhig, introvertiert und zurückhaltend“, schrieb der Tagesspiegel.

Damit gab es ein grundsätzliches Erklärungsproblem. Keine noch so an den Haaren herbeigezogene Spekulation war Presse und Polizei dumm genug, es – vermeintlich – zu lösen und die schreienden Widersprüche dieser Version zu kitten.. Gehen wir die angebotenen Motive einmal durch:

1. War es eine Mutprobe?

Die Abendzeitung sprach zuerst mit der Leiche: „Es war eine Mutprobe“.

 

Die Münchner Abendzeitung verkündete dies als feststehende Tatsache zwei Tage nach dem Auffinden der Leiche auf Seite 1. Für einige Hunderttausend Passanten dürfte die Sache damit geklärt gewesen sein. Ohne den Artikel zu lesen, konnten sie davon ausgehen, daß es dafür irgendwelche substanziellen Hinweise gibt.  Im Artikel auf Seite 13 wird ein Polizeisprecher aber nur mit den Worten zitiert: Es „kann“ eine Mutprobe gewesen sein. Eine reine Spekulation also.  Das Problem ist nämlich: Mutproben finden kaum jemals alleine statt. Vielmehr pflegen sich Kinder und Jugendliche ihren Mut im Beisein anderer zu beweisen. Ersten, weil hier der nötige Gruppendruck für waghalsige Unternehmungen entsteht, zweitens weil eine Mutprobe ohne Publikum nichts wert ist.

2. Hatte Felix etwas in dem Brunnen verloren?

Das müßte wohl ein Gegenstand gewesen sein, der den Einsatz des eigenen Lebens hätte wert sein müssen. Wie, warum und bei welcher Gelegenheit hätte Felix ihn oben am Brunnenschacht verlieren können? Selbst wenn etwas Derartiges eingetreten wäre,  hätte es wohl keinen Grund gegeben, das Unternehmen alleine durchzuziehen und keine Hilfe zu holen, die die Kletterpartie mit Lampen und Seilen hätte absichern können.

3. Wollte Felix heimlich eine Zigarette rauchen, wie laut Berliner Morgenpost spekuliert wurde?

Warum hätte sich der Junge wegen einer Zigarette wohl in Lebensgefahr begeben sollen? Gab es in den großen Gebäuden und auf dem riesigen Schloßgelände etwa kein unbeobachtetes Plätzchen, um ungestört eine Zigarette zu rauchen? Schließlich ging es ja auch nicht nur um die Gefahr, sondern auch um den enormen Aufwand eines solchen Abstiegs.

Warum der Gymnasiast also kurz vor seiner geplanten und sogar ersehnten Abreise plötzlich von einer unstillbaren Sehnsucht nach einer lebensgefährlichen Kletterpartie in einem alten stillgelegten Brunnen befallen wurde, ist nach wie vor ein Rätsel. Die ganze Situation vor seinem Verschwinden paßt – soweit bekannt – nicht zu diesem Unternehmen: Felix hatte überhaupt keine Lust, in dem Schloß zu bleiben, ihn zog es vielmehr wieder heim nach Potsdam: „Laut ‚Bild‘-Zeitung drängte Felix seine Mutter vor der Abreise nach Bayern, spätestens am vergangenen Freitag (also dem Tag nach seinem Verschwinden) mit ihm nach Potsdam zurückzukehren. Dort habe er mit einem Freund Geburtstag feiern wollen. ‚Er freut sich seit Monaten auf diese Party, und ich hab ihm versprochen, dass er rechtzeitig dorthin kommt‘, sagte Felix‘ Mutter. Die Familie habe daher bereits auf gepackten Koffern für die Rückreise gesessen, als sie das Verschwinden des Jungen bemerkte“, berichtete n-tv.

Fassen wir zusammen:

1. Eine solche ebenso ungemütliche, lebensgefährliche wie angsteinflößende Kraxelei würde man kurz vor der Abreise aus dem Urlaubsort wohl nur aus zwingenden Gründen unternehmen.

2. Und wenn, dann auf keinen Fall alleine und ohne Absicherung.

3. Zumindest würde man Andere über diesen bizarren und abgelegenen Aufenthaltsort informieren.

4. Eine Platzwunde am Hinterkopf kann man sich so und so zuziehen: Vielleicht bei einem Sturz, vielleicht aber auch, in dem man eins übergezogen bekommt.

Es hilft nichts: Nach Lage der Dinge sind alle diese Widersprüche nur durch die Anwesenheit mindestens einer weiteren Person zu erklären:

1. Sie lieferte das Motiv – entweder in Form irgendeines Vorwandes oder Hilfeersuchens oder einer vorgehaltenen Waffe.

2. Sie war es, die über den Verbleib des Jungen Bescheid wußte, aber sonst niemanden informierte.

3. Sie leistete dem Jungen beim Abstieg eine mehr oder weniger angenehme Gesellschaft.

4. Sie brachte dem Jungen die Platzwunde bei.

5. Sie sorgte so dafür, daß er bewußtlos ins Wasser stürzte und deshalb ertrank.

6. Vor allem aber: Sie leuchtete dem Jungen bei seinem lebensgefährlichen Abstieg.

Denn der Brunnen war ohne Beleuchtung nicht zu begehen. Schon im Brunnenraum gibt es kein elektrisches Licht, ist es also stockdunkel; erst recht in dem fünf Stockwerke tiefen, engen Schacht. Zwar wurde dort Felix‘ Feuerzeug gefunden. Da er beim Abstieg an den Metallsprossen aber ständig umgreifen mußte, hätte er kein brennendes Feuerzeug in der Hand halten können, ohne sich zu verbrennen. Daß Felix irgendwelche Brandwunden an den Händen gehabt hätte, wurde aber nirgends berichtet.

7. Die zweite Person legte die Holzbohlen wieder über den Schacht.

Denn laut dem Landshuter Polizeidirektor Peter Schnitte war der Brunnen, als die Polizei kam, zugedeckt. Danach spielte sich die Untersuchung des Brunnens folgendermaßen ab (zitiert nach Die Welt):

„Bei den Durchsuchungen am 28. und 29. Dezember war, so Schnitte, auch der ebenerdige, etwa 10 mal 10 Meter große Keller etwa 30 Meter vom Wohngebäude entfernt, der über ein paar abwärts führende Treppen zu erreichen ist, abgesucht worden – auch mit Hunden.

‚Dabei ist der etwa 16 Meter tiefe Brunnen mit einem Durchmesser von rund zwei Metern, in dem das Wasser derzeit rund sechs Meter hoch steht, untersucht worden. Er war mit Holzbohlen abgedeckt, nichts deutete darauf hin, dass er abgedeckt worden oder gar jemand eingebrochen war‘, sagte der Polizeidirektor der ‚Passauer Neuen Presse‘.

(…)  Nach seinen Worten, die für einige Spekulationen sorgten, sei der Brunnen gestern dann teilweise abgedeckt, die Bohlen verschoben gewesen.“

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„Spekulationen“ ist gut. Denn dieses Zitat des Polizeidirektors bedeutete das Ende der Unfallversion. Oder sollte Felix nach dem tragischen Todessturz oben die Bohlen wieder an Ort und Stelle geschoben haben? Interpretiert man den letzten Satz richtig, dann wurde nach des Polizeidirektors „Worten, die für einige Spekulationen sorgten“ die Version geändert. Nach dieser neuen Version von „gestern“  sei der Brunnen „dann teilweise abgedeckt, die Bohlen verschoben gewesen.“

In Wirklichkeit, so die neue Version, sei es so gewesen, daß ein Polizeibeamter im Rahmen der ersten Untersuchungen des Brunnenkellers den Schacht halb aufgedeckt vorgefunden und den Schloßherrn und Großvater von Felix darauf hin angewiesen habe, das gefährliche Loch zuzudecken. Erst dann hätten andere Beamte den Brunnen zugedeckt vorgefunden. Sehr schön. Nur warum sollte ein Polizeibeamter, der ein verschwundenes Kind sucht, einen klaffenden Brunnenschacht einfach zudecken, anstatt genau da nach dem Kind zu suchen? Vermutlich gibt es genau deshalb noch eine weitere Version. Danach hätten die Beamten den Brunnen nicht nur halb aufgedeckt vorgefunden, sondern hätten sich auch in den Schacht abgeseilt. Gefunden haben sie das Kind bei der angeblichen Aktion allerdings nicht. Erst danach hätten sie den Großvater angewiesen, den Brunnen zuzudecken.

Die Frage ist nur: Warum hat dann  Polizeidirektor Schnitte in seiner recht ausführlichen Schilderung der Untersuchungen des Brunnens diesen Vorgang glatt vergessen?

Fakt ist, daß ein Teil der Polizei

1. Fremdverschulden unbedingt ausschließen wollte, und zwar zu einem Zeitpunkt, als das noch gar nicht möglich war.
2. den Fall Felix nur allzu schnell beerdigen wollte – mit tätiger Hilfe der Presse.

Wie schnell, das zeigt folgende Rechnung: „Offenbar ein tragischer Unfall“, befand die Münchner Abendzeitung schon am Tag nach Felix‘ Auffinden, dem 4. Januar, unter Berufung auf  Landshuts Polizeisprecher Leonhard Mayer:  „Ein Fremdverschulden ist auszuschließen.“ Damit das am 4. Januar in der Zeitung stehen konnte, mußte es den Journalisten spätestens am Nachmittag des 3. Januar in den Block diktiert worden sein, also rechtzeitig vor dem Redaktionsschluß der Tageszeitung.  Tatsächlich überschlugen sich schon kurz nach der Entdeckung des Toten die Ereignisse: Der Leichnam wurde geborgen, obduziert, und die Polizei verkündete das Ende der Ermittlungen.

Vor allem wollte sie Fremdverschulden ausschließen: Fremdverschulden sei „auf jeden Fall“ nicht im Spiel, meldete auch die Münchner Boulevardzeitung tz am 4. Januar. Warum die Eile? Genausowenig wie Selbstmord auszuschließen ist, kann man nach dieser kurzen Zeit Fremdverschulden ausschließen. Das kann in diesem Fall nur das Ergebnis langwieriger Ermittlungen sein. Die Obduktion ist nur ein kleiner Teil dieser Ermittlungen. Die Untersuchung des Leichenfundortes und anderer Spuren sowie die Befragung von Zeugen dauern im Regelfall mehrere Wochen. Insgesamt müßten der Auffindeort und seine Umgebung wie ein Tatort behandelt, abgesperrt und sorgfältig untersucht werden. Warum also will die Polizei Fremdverschulden so blitzartig vom Tisch haben? Und warum hat sie bereits am nächsten Tag die Leiche zur Bestattung freigegeben?

Besonders wichtig war es den Beamten, den Schloßherrn und Felix‘ Großvater aus der Schußlinie zu holen: „Eine Mitschuld des Schlossbesitzers an dem Unfall sieht die Polizei aber nicht, da der Junge selbst in den Brunnen geklettert ist.“ Und dann, wortwörtlich: „Für die Polizei ist der Fall abgeschlossen.“ Eine seltsame Logik: Ein Fremdverschulden des Schloßbesitzers scheidet aufgrund einer bloßen Annahme aus, nämlich daß der Junge allein in den Brunnen gestiegen sei. Oder anders gesagt: Das dies nur eine Annahme ist, kann das Fremdverschulden eben nicht ausgeschlossen werden.  Eine Vermutung, die wohl lediglich darauf beruht, daß sich niemand als Begleiter des Kindes zu erkennen gegeben hat. Dennoch wurde diese Vermutung von Polizei und Presse mit dem Holzhammer festgeklopft. Der Teenager, so die Botschaft, war an seinem Unglück selber schuld:. Ein leichtsinniger Dummkopf eben, der sich bei einer bizarren Kletterpartie in einem stillgelegten Brunnen den Hals gebrochen hat bzw. ertrunken ist. „Der Tod des 14 Jahre alten Felix von Quistorp ist allem Anschein nach selbst verschuldet und auf seinen Leichtsinn zurückzuführen“, verpaßte t-online dem Verstorbenen einen posthumen Tritt.  „Es war ein stiller, ein einsamer Tod tief unten im Schlossbrunnen“, hämmert uns die Bild-Zeitung ein: „Niemand bemerkte etwas. Niemand war dabei, als Felix (14) aufhörte zu atmen.“

Ist ja gut, wir haben verstanden.

Mittlerweile wurde dieses Spielchen selbst der Polizei zu bunt – zumindest solchen Beamten, die ihr Handwerk nicht in einem Atemzug mit dem Fall Felix beerdigen wollten: „Widersprüchliche Angaben der Polizei Landshut“ hätten „für Irritation“ gesorgt, berichteten am 5. Januar yahoo-news: „Polizeisprecher Rupert Grasmüller widersprach am Donnerstag einem Kollegen, der die Ermittlungen für abgeschlossen erklärt hatte. Grasmüller betonte, die Sonderkommission befasse sich nach wie vor mit dem Fall. Die Arbeit werde noch Wochen andauern. So werde demnächst der Schlamm am Grund des Brunnens genau untersucht, in dem die Polizei bereits das Feuerzeug des Jungen fand.“

Gut gebrüllt. Überhaupt schien der Mann den Braten allmählich zu riechen: „Er ist gegangen, ohne sich abzumelden, und hat auch sein Handy dagelassen. Das ist absolut untypisch für ihn”, sagte  Grasmüller laut OVB online.

Fakt ist:

1. Es fehlt das zwingende Motiv für den absolut lebensgefährlichen Abstieg in den kalten, feuchten und unheimlichen Brunnen. Rauchen, Abenteuerlust und Mutprobe scheiden aufgrund der Umstände aus.
2. Der Abstieg wäre ohne Absicherung durch andere nicht möglich gewesen.
3. Der Abstieg wäre ohne Beleuchtung nicht möglich gewesen.

Einstweilen bleibt einem deshalb nur, die Indizien auf eine andere Weise zu deuten:

Das zwingende Motiv für den Abstieg in den Brunnen lag nicht bei Felix, sondern bei einer anderen Person. Sie brachte den Jungen unter einem starken Vorwand oder unter Zwang zum Abstieg in den Brunnen. Sie sorgte für die Absicherung oder beleuchtete zumindest seinen Weg nach unten, damit er nicht einfach auf die eingezogene Holzplattform stürzte, sondern  dazu gebracht werden konnte, sich durch die enge Öffnung zu zwängen. Als er dies weitgehend vollzogen hatte, schlug ihm die Person mit einem harten Gegenstand auf den Hinterkopf. Darauf glitt Felix ganz durch die Öffnung und versank im Brackwasser des Brunnens. Anschließend folgte ihm die Person, um sicherzugehen, daß er untertauchte. Wahrscheinlich drückte sie ihn zusätzlich unter Wasser, damit er nicht mehr auftauchen würde. Anschließend stieg die Person wieder nach oben, verließ den Schacht und deckte den Brunnen sorgfältig wieder ab. Der Grund des längst stillgelegten Schloßbrunnens  ist der abgelegenste und verborgenste Ort, der sich denken läßt. Weder Spürhunde noch die Hubschrauber mit Wärmebildkameras, die kurz nach dem Verschwinden das Schloßgelände überflogen, hatten eine Chance, den Jungen zu orten. Laut Stern war der Brunnen weder der örtlichen Feuerwehr, dem technischen Hilfswerk noch der Gemeindeverwaltung bekannt. Der beste Ort also, um einen Menschen auf Nimmerwiedersehen verschwinden zu lassen. Das fast perfekte Verbrechen. Daß Felix schließlich doch gefunden wurde, war der große, nicht vorhersehbare „Unfall“ in dem Spiel. So rum wird ein Schuh draus. Und dieses Spiel muß solange weitergehen, bis der oder die Täter gefunden sind.